Die Personalgewinnung ist nicht nur für Headhunter in Österreich verstärkt zum Problem geworden. Weltweit befinden sich die globalen Player in einem War for Talents. Und kleine oder mittelständische Betriebe wissen kaum noch, wie sie die neuen Anforderungen, die sich aus dem Fachkräftemangel einerseits, der Digitalisierung andererseits ergeben, erfolgreich bewältigen sollen. Für erfahrene Recruiter besteht daher
Die Personalgewinnung ist nicht nur für Headhunter in Österreich verstärkt zum Problem geworden. Weltweit befinden sich die globalen Player in einem War for Talents. Und kleine oder mittelständische Betriebe wissen kaum noch, wie sie die neuen Anforderungen, die sich aus dem Fachkräftemangel einerseits, der Digitalisierung andererseits ergeben, erfolgreich bewältigen sollen.
Für erfahrene Recruiter besteht daher ebenso wie für Neueinsteiger ein hoher Bedarf, sich mit den aktuellen Methoden und Möglichkeiten des Recruitings zu befassen. Zentrale Fragestellungen dabei sind:
- Wie lassen sich neue Mitarbeiter gewinnen und halten?
- Welche „Argumente“ überzeugen die richtigen Bewerber?
- Wie müssen Kommunikation und Bewerbungsgespräch verlaufen, damit sie bei Kandidaten mit den passenden Skills den Wunsch auslösen, das Stellenangebot anzunehmen?
- Wie lassen sich Prozesse optimieren und automatisieren, sodass das Recruitment weniger Zeit, personelle Ressourcen und finanzielle Mittel bindet?
Neue Anforderungen verstehen lernen: unmittelbare und mittelbare Maßnahmen im modernen Recruitment
Generell dürften die meisten Recruiter mit den viel diskutierten Methoden und Maßnahmen vertraut sein. Doch gehen moderne Verfahren zur Mitarbeitergewinnung weit über das hinaus, was sich normalerweise in der Personalabteilung abspielt. Genau genommen ist zu unterscheiden zwischen mittelbaren und unmittelbaren Recruiting-Maßnahmen.
Unmittelbare Maßnahmen im Bewerbungsprozess
Unmittelbare Maßnahmen betreffen alle Bereiche des Bewerbungsverfahrens. Dazu zählen:
- Stellenbeschreibung und Stelleninserat: Was soll wie in welcher Form kommuniziert werden?
- Auswahl der Portale und Medien, auf denen das Unternehmen nach Mitarbeitern sucht. Das können Onlineportale, Fachzeitschriften, Foren, aber auch Video-Kanäle oder die Social Media sein.
- Gehalt und Benefits: Welche Vorteile ziehen genau die Bewerber an, die gesucht werden?
- Vereinfachung des Bewerbungsverfahrens: Welche Schritte sind wirklich wichtig und wie schaffen Sie es, Interessenten spontan zu einer Bewerbung zu motivieren – auch solche, die derzeit nicht aktiv auf Stellensuche sind?
- Bewerbungsgespräch: In welchem Umfeld findet das Verfahren statt? Welche Auswahlkriterien sind für Sie besonders wichtig? Wie sorgen Sie für ein positives und förderliches Ambiente?
- Diversität: Sind für die vakante Position deutsche Sprachkenntnisse Voraussetzung oder lohnt es sich, internationale Ausschreibungen auch in Englisch und anderen Sprachen zu verfassen? Sind die Personalbeauftragten in der Lage, Bewerbungsgespräche in den gewählten Sprachen zu führen?
Mittelbare Maßnahmen zur Stärkung der Arbeitgebermarke
Zu den mittelbaren Maßnahmen gehört alles, was nicht direkt das Bewerbungsverfahren betrifft, sondern das Unternehmen als Marke und Arbeitgeber in ein positives Licht rückt. Dies beginnt damit, sich mit den inneren Werten und der Philosophie des Unternehmens zu befassen und ein Wording zu entwickeln, das diese positiv und als Mehrwert kommuniziert.
Raus aus dem Elfenbeinturm und rein in die Vernetzung
Für Headhunter in Österreich wird es ebenso wie in Deutschland, der Schweiz und weltweit immer wichtiger, eng mit anderen Abteilungen, aber auch mit externen Beratern zusammenzuarbeiten, um auch die „passive“, mittelbare Rekrutierung zielgerichtet zu gestalten. Vernetzung und Teambuilding gehören daher ebenso wie der Austausch von Wissen und Erfahrung zu den zentralen Anforderungen in der Mitarbeitergewinnung.
Marketing für die Stärkung der Arbeitgebermarke
So kommt der Marketing- oder PR-Abteilung beispielsweise besondere Bedeutung für den Aufbau der Arbeitgebermarke zu. Diese sollten möglichst präzise erfassen, welches Image und welche unternehmerischen Werte für die eigene Zielgruppe unter den Bewerbern besonders verlockend sind. Doch reicht es natürlich nicht aus, diese Werte nur zu kommunizieren, sie müssen sich auch in der Arbeitsumgebung und im Teamgeist des Unternehmens wiederfinden.
Beschäftigte als Multiplikatoren und Markenbotschafter gewinnen
Zufriedene Mitarbeiter aller Abteilungen eignen sich als Multiplikatoren und können die HR-Abteilung beispielsweise dadurch unterstützen, dass sie auf Portalen wie „kununu“ positive Bewertungen abgeben und das Klima sowie die Sozialleistungen des Unternehmens lobend hervorheben.
Gerade den bereits Beschäftigten kommt für die moderne Mitarbeitergewinnung hohe Bedeutung zu, da es künftig verstärkt zu den Erfordernissen gehören wird, die Mitarbeiterzufriedenheit und die interne Unternehmenskommunikation nach außen hin ideal zu repräsentieren.
Kritikfähigkeit und Offenheit kommunizieren
Dabei gilt jedoch zu beachten: Nicht alle Mitarbeiter sind zufrieden und werden das Unternehmen positiv darstellen. Beziehen Sie dies in Ihre Strategie von Anfang an ein, indem Sie einen höflichen und interessierten Umgang auch mit kritischen Anmerkungen oder negativem Feedback pflegen.
Mitarbeiter durch Automation und Digitalisierung entlasten und Prozesse optimieren
Aus der IT-Abteilung schließlich kommen idealerweise hilfreiche Anregungen bezüglich der Anschaffung und Installation der geeigneten Infrastruktur und von Software-Tools bis hin zur KI, die bei der Bewerbersuche, Analyse und Auswahl geeigneter Bewerber hilft.
Strategische Anleitung für ein erfolgsorientiertes Zusammenspiel: Inhalte des Playbooks
Über all diese Themen ist bereits viel geschrieben und diskutiert worden und auch in den kommenden Jahren werden die Diskussionen und der erforderliche Innovationsschub im Recruiting nicht nachlassen. Als problematisch erweist es sich jedoch häufig, dass viele Publikationen im Graubereich der Theorie stecken und damit das „WIE“ der umzusetzenden Maßnahmen schuldig bleiben.
Auf genau diesen Umstand reagieren Claudia Lorber und Herwig Kummer in ihrem Ratgeber „Playbook Recruiting: Mit erfolgreichen Spielzügen Mitarbeiter gewinnen“. Als Recruiting-Strategien und erfahrener HR-Praktiker greifen die beiden österreichischen Experten tief in die Trickkiste des praktischen Recruitments. Denn Ausgangspunkt ihrer Publikation bilden nicht theoretische Abhandlungen; stattdessen setzen sie bei der Haltung und der Einstellung an, mit der die HR-Abteilung die Personalgewinnung angeht.
Im Playbook wird die Personalgewinnung entsprechend nicht als „Kriegsstrategie“ (War for Talents), sondern als strategisches Spiel beschrieben. Wie der Fußballtrainer muss der Recruiter jeden Spielzug vorausschauend planen, um am Ende die Trophäe in Form neuer Fachkräfte gewinnen zu können. Dazu gehören Menschenkenntnis ebenso wie Fachkenntnis, die Fähigkeit, zum strategischen Denken, aber auch das Talent, sich in andere hineinzuversetzen.
Gliederung und inhaltliche Ausgestaltung
Das Playbook, das die beiden Autoren 2020 erstmals vorlegten, ist in insgesamt 6 Abschnitte und 20 Kapitel unterteilt. Jeder Abschnitt ist einem speziellen Recruiting-Prozess gewidmet, von der Vorbereitung über die Strategieerstellung bis hin zum Onboarding und der Erfolgssicherung. Pro Abschnitt werden in drei bis vier Unterkapiteln die wesentlichen Grundlagen geklärt und es werden praktische Tipps zur Strategiefindung und zur Strategieumsetzung gegeben. Zahlreiche Ideen aus der Praxis und Checklisten runden das Playbook ab.
Besonderheiten von Inhalt, Aufbau und Sprache
Die klare Gliederung ermöglicht es, sich dem Buch mit einer individuellen Lesart zu nähern. Sie können es wie gewohnt von vorn bis hinten „in einem Rutsch“ durchlesen und durcharbeiten. Oder Sie suchen sich genau die Abschnitte und Kapitel heraus, für die Sie sich neue Anregungen und aktuelle Tipps wünschen.
Eine Besonderheit besteht zudem in der engen Verzahnung von Grundlagen und Praxis-Tipps. So gewinnen die Leser einen Überblick über die Aufgaben und die Haltung im Recruiting wie auch über neue „Formen der Kontaktaufnahme mit potenziellen Bewerbern“ und die „Herausforderungen des digitalen Zeitalters“. In anderen Kapiteln erhalten sie Tipps und methodische Anleitungen, die speziell auf bestimmte Branchen und Zielgruppen zugeschnitten sind.
Erfahrene Personalbeauftragte werden beim Lesen des Playbooks eines sofort bemerken: Hier schreiben Praktiker, die sich aus dem engen Denken und Handeln klassischen Recruitings gelöst haben. Deshalb birgt das Buch nicht nur einen Erfahrungsschatz und zahlreiche Anregungen, die Personalgewinnung flexibler und strategischer zu gestalten. Es macht auch einfach Spaß, darin zu lesen, was für Fachbücher keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Das liegt sicher auch daran, dass sowohl Lorber als auch Kummer neben ihrer Tätigkeit im Personalmanagement auch passionierte Blogger sind, sich also nicht nur damit befasst haben, was sie kommunizieren wollen, sondern auch, wie sie dies tun: in einer einfachen und klaren Sprache, die wichtige Themen und Zielsetzungen anschaulich vermittelt.
Fazit: Leseempfehlung für alle, die das eigene Repertoire erweitern und neue Sichtweisen gewinnen wollen
Empfehlenswert ist die Lektüre daher insbesondere für Personalbeauftragte und HR-Manager, die sich einen ersten Überblick verschaffen oder ihr bereits vorhandenes „Repertoire“ um hilfreiche Anregungen aktualisieren und erweitern wollen.
Headhuntern und allen, die professionell auf Mitarbeiterjagd für Unternehmen gehen, kann das Buch wertvolle Impulse geben, die eigene Haltung zu reflektieren und die Mitarbeitergewinnung stärker an den Interessen der potenziellen Stellenbewerber auszurichten bzw. das Bewerbungsverfahren aus deren Perspektive zu betrachten.
Als Playbook richtet sich die Publikation somit an Personaler, die das Recruiting neu gestalten wollen. Entsprechend ist es inhaltlich vor allem auf die Vermittlung von Spielzügen und Spielregeln ausgerichtet und gibt überwiegend Hilfestellung zur Bewältigung der unmittelbaren Herausforderungen in der Personalgewinnung.
Die mittelbaren Maßnahmen werden dagegen nicht weiter vertieft. Doch kann ein einzelnes E-Book ohnehin nicht alle Fragen aufgreifen und lösen, mit denen sich Headhunter in Österreich sowie weltweit heute konfrontiert sehen. Die klare thematische Fokussierung auf das eigentliche Match trägt daher zum Mehrwert des Buches erheblich bei.
Bibliographische Angaben
Claudia Lorber/Herwig Kummer
Playbook Recruiting: Mit erfolgreichen Spielzügen Mitarbeiter gewinnen
Verlag: Haufe
Erscheinungsdatum: 20. Mai 2020
Sprache: Deutsch